Entwicklung des Busverkehrs in Strausberg
Versuchsweise kam der Omnibus, noch in den Kinderschuhen steckend, als Transportmittel im Öffentlichen Personennahverkehr bereits vor dem 1. Weltkrieg zum Einsatz. Direkte Buslinien erschlossen Reichspost und private Unternehmer vielerorts erst nach dem Krieg.
In Strausberg fassten die Stadtverordneten im Sommer 1920 den Entschluss, drei Buslinien über die Postverwaltung einzurichten. Als Garage für die Fahrzeuge sollte der ehemalige Lokschuppen der Kleinbahn dienen. Fast gleichzeitig bot in Berlin die Schöneberger Kraftverkehr Marken GmbH ihre Linie Strausberg - Wriezen an. Am 30. August ging die erste Postlinie Strausberg - Prötzel - Wriezen in Betrieb. Einen Monat später erweiterte sie ihr Angebot mit der Route Strausberg - Altlandsberg - Werneuchen - Bernau; Altlandsberg - Fredersdorf, Erkner; Bernau - Altlandsberg - Strausberg - Buckow - Wriezen und Wriezen - Prötzel - Strausberg. Durch den Parallelverkehr konnte keines der beiden Unternehmen gewinnbringend arbeiten. Also stellte jeder Betrieb wieder eine Linie ein. Die Post bediente ab 16. Oktober 1920 nicht mehr den Bereich Strausberg.
Die Unzufriedenheit mit der Kleinbahn und die langsame Entwicklung der elektrischen Straßenbahn nutzend, nahm der Kraftverkehr Marken im Oktober 1920 die Verbindung zwischen Strausberg-Stadt und Vorstadt in Betrieb. Ein großer Teil der Bevölkerung begrüßte dies, nur in Vorstadt beschwerten sich die Bürger über die zunehmende Lärm- und Staubentwicklung. Auf einer Stadtverordnetenversammlung wurde die Angelegenheit ausführlich diskutiert und Bürgermeister Wartze sollte mit dem Kraftverkehr Marken wegen der unerwünschten Konkurrenz verhandeln. Die Fronten waren so verhärtet, dass beide Seiten nur schriftlich und in aller Öffentlichkeit über Anzeigen in der Presse verkehrten und sich gegenseitig Misswirtschaft vorwarfen.
Aufgrund von immer weniger Fahrgästen kam es im Februar 1921 wieder zur Einstellung der Linie Strausberg - Kalkberge - Erkner und der Betrieb Strausberg - Wriezen wurde eingeschränkt. Kurioses vermeldete die Presse am 26. Februar 1921. Ein Bus des Kraftverkehrs Marken, der von Vorstadt nach Strausberg fuhr, wurde überfallen. Dazu legte sich ein Ganove an den Straßenrand und simulierte einen Verletzten. Der Busfahrer wollte Erste Hilfe leisten, hielt an und stieg aus. In der Zwischenzeit raubten seine drei Komplizen seelenruhig alle 20 Insassen aus. Im gleichen Jahr galt auf der Strecke Strausberg - Wriezen wieder der alte Fahrplan und die Strecke Wriezen - Buckow wurde eingestellt. Dafür kam es zur Verlängerung der Route von Strausberg - Buckow bis Müncheberg. Die Kraftverkehrsgesellschaft Marken, inzwischen mit einem Betriebsteil in der Müncheberger Straße vertreten, bot einen Eilgüterverkehr von und nach Berlin an.
Mit Inbetriebnahme des Strausberger Militärflugplatzes musste eine Übergangslösung her, um ihn in das städtische Nahverkehrsnetz zu integrieren. Ursprünglich war geplant, die Straßenbahnlinie zu verlängern, was der Ausbruch des 2. Weltkrieges verhinderte. Kurzer Hand kam im Oktober 1939 ein Ausflugswagen für 28 Personen, käuflich erworben von der BVG, zum Einsatz. Dafür bildete die Strausberger Eisenbahn drei Mitarbeiter als Fahrer aus. Den notwendigen Kraftstoff stellte die Luftwaffe zur Verfügung. Als Reservewagen diente ein gekaufter Omnibus von den Osthavelländischen Kreisbahnen. Auf der Stadtlinie beförderten Busse im Oktober 1939 schon 6.000 Personen, im November 8.200 und steigerte sich im Dezember auf 10.000 Passagiere. In der Nachkriegszeit übernahm die Strausberger Eisenbahn den Busbetrieb zum Flugplatz. Erst 1970 wurde die mit den Jahren modernisierte Busabteilung dem Kraftverkehr zugeordnet.
Quelle: 100 Jahre Strausberger Eisenbahn, Ausgabe 1995
Wir danken Frau Karlsohn vom Heimatmuseum für die großartige Unterstützung.