Die versunkene Glocke im Straussee
Wer in lauen Sommernächten bei hellem Mondschein einen Spaziergang am Straussee unternimmt, der wird sie eventuell finden, die marmorne Treppe, welche in die Tiefe des Sees zu einem versunkenen Kloster führt, das einst am Ufer stand. Mit seinen Türmen und Giebeln schaute es weit ins Land hinein.
Zu diesem Kloster gehörte eine wunderschöne Kirche, in deren Turm eine große Glocke namens Anne Susanne hing. Über viele Jahrhunderte stand das Gotteshaus an seinem Platz und genauso lange ertönte ihr singendes Geläut weithin hörbar.
Doch eines Tages versank das Klostergebäude samt Kirche im See. Und mit ihr natürlich auch die `Anne Susanne`. Manchmal hörten die Fischer ihr Läuten, es klang aber eher kläglich, mehr noch wie ein wimmern.
Eines Nachts, als die Fischer ihr Netz an Land ziehen wollten, gelang es ihnen nicht einmal mit größtem Kraftaufwand. Aus Angst es würde reißen, fingen sie an zu fluchen und schimpften laut vor sich hin. Endlich wagte es einer der Männer, nachzusehen. Er traute seinen Augen kaum. Erblickte der Fischer doch tatsächlich die versunkene Glocke im Netz. Voller Freude wollte er es den Anderen am Ufer mitteilen. Doch ehe er dazu kam, riss das Netz und sie sank wieder in die Tiefe.
Die Fischer hörten nur noch aus dem Klang der Glocke die Worte: Anne Susanne kommt nimmer zu Lanne (Lande)!
Die Geschichte verzaubert die Menschen noch heute. Beim Tauchertreffen im Jahre 2009, als Berliner und Brandenburger Taucher gemeinsam mit Gästen feierten, wurde die Sage der Anne Susanne im Kulturpark am Straussee vor begeistertem Publikum nachgespielt.
(Märkisches Sagenbuch - gesammelt und herausgegeben v. Rudolf Schmidt; 2. Auflage O. Hüpscher) Wir danken dem Heimatmuseum Strausberg.