SCHLUSS MIT DEM YEAH, YEAH, YEAH
Die BEATLES und die DDR
Radioprofi und Musikexperte WOLFGANG MARTIN schlägt ein besonderes Kapitel der ostdeutschen Rockgeschichte auf: Wie sind die Beatles in der DDR rezipiert worden?
Es ist ein außergewöhnlicher Beitrag zur deutschen Musikgeschichte mit Originalaussagen und Erinnerungen prominenter Musiker wie Frank Schöbel, Dieter »Maschine« Birr, Toni Krahl, Thomas Natschinski, Arnold Fritzsch, Veronika Fischer u. v. a..
Fast jeder DDR-Musiker hat irgendwann bei ihm, WOLFGANG MARTIN, zum Interview im Rundfunkstudio gesessen. So kennen auch wir uns schon eine gefühlte Ewigkeit und freuen uns, dass er bei uns sein Beatles-Buch vorstellt. Und dass der STERN MEISSEN-Frontmann MANUEL SCHMID mit seiner Wahnsinnsstimme und seiner Keyboardbegleitung, die eine ganze Band ersetzen kann, die beste Wahl für die musikalische Umrahmung ist, wissen wir alle spätestens seit seinem Konzert bei uns im August 2023.
Vor 60 Jahren, im Oktober 1963, kam es nach einem spektakulären TV-Auftritt der 1960 gegründeten Band The Beatles im London Palladium zu einer Massenhysterie. Wenige Monate zuvor, am 22. März 1963, hatten John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr ihr erstes Nummer-1-Album »Please Please Me« veröffentlicht. Mit der im November desselben Jahres gestarteten Single »I Want To Hold Your Hand« begann ihr internationaler Siegeszug. Das neue musikalische Virus, genannt »Beatlemania«, infizierte Musiker auf der ganzen Welt – auch in der DDR. Überall im Land gründeten sich nach dem Liverpooler Vorbild Gitarren- und Beatbands. Das DDR-Plattenlabel AMIGA veröffentlichte 1964/65 gleich drei Singles und eine Beatles-Langspielplatte. Als jedoch Walter Ulbricht, DDR-Staatsratsvorsitzender und SED-Parteichef, 1965 in seiner Rede auf dem 11. Plenum des ZK der SED gegen die Einflüsse der dekadenten westlichen Rockmusik auf die junge Beatszene in der DDR wetterte und forderte, »… mit der Monotonie des Je-Je-Je … sollte man doch Schluss machen«, kam es zum vorerst jähen Ende. Doch das feuerte die Musiker nur noch mehr an, denn längst waren die Beatles Vorbilder und Mentoren für zahlreiche Bands in der DDR geworden. So war der Einfluss der Beatles auf die Ostrock-Landschaft bald nicht mehr wegzudenken. Und auch die »offizielle DDR« entwickelte im Laufe der Jahre ein gar nicht so schlechtes Verhältnis zu ihnen.
Wie diese Entwicklungen vonstattengingen, schildert Musikexperte Wolfgang Martin im vorliegenden Band und hat dazu namhafte Künstler sowie Vertreter von Beatles-Fanclubs, die es in der DDR auch gab, eingeladen, von ihren Erlebnissen zu erzählen. Deutlich wird: Für die meisten Musiker und vor allem die Fans in der DDR waren die Beatles unsterblich geworden. Und was vor 60 Jahren begann und die Welt der populären Musik revolutionierte, wird auch für weitere Generationen wichtig bleiben.
Wolfgang Martin, geboren 1952 in Luckenwalde, arbeitete ab 1976 als Radioredakteur und -moderator beim Sender Stimme der DDR, ab 1982 als Redaktionsleiter und ab 1986 als Leiter der Musikredaktion vom Jugendradio DT64. 1992 wechselte er zum neu gegründeten Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (heute rbb) und war seit Mai 2003 bis zu seiner Pensionierung Musikchef bei Antenne Brandenburg. Er publizierte in zahlreichen Musikzeitschriften der DDR, ČSSR und BRD und ist Autor mehrerer Musiksachbücher. Zuletzt erschienen bei Bild und Heimat: Wie die Westmusik ins Ostradio kam (2020) und Paradiesvögel fängt man nicht ein. Hommage an Tamara Danz (2021).
Wann: 23.06.2024 - 19:00 Uhr
Sinneswandel - Liebenhof 12,
Garzau
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