
Ostersonntag ist im Rüdersdorfer Museumspark alljährlich der Stichtag für den Start in die Saison. In diesem Jahr nutzt Geschäftsführer Stephen Ruebsam, der mit der kommunalen Museums- und Kultur GmbH Museumspark auch das Kulturhaus betreibt, die Bühne, um einen Ausblick auf das Veranstaltungsjahr zu geben. Um mehr zu erfahren, sprachen wir mit ihm.
Seit gut einem Jahr leiten Sie nun die Geschicke der Kultur im Bergbauort. Was haben Sie die letzten Monate bewegt?
Nach vielem Ordnen hinter den Kulissen war schnell klar: In der kommunalen GmbH war ein bisschen die Kultur und das regionale Miteinander abhanden
gekommen. Es gab Volksfeste und hier und da Konzerte als Einmietungen, aber ein pulsierendes Kulturhaus wie früher und eigene Live-Produktionen sowie ein guter Mix aus Kulturangeboten von hochklassier Lesung bis zur Disco oder Kino für alle war nicht mehr da. Also habe ich einen Grundstock an Technik angeschafft, alle meine Kontakte spielen lassen und für dieses Jahr ein buntes Programm durchgeplant, das man seit Jahresbeginn in einem umfangreichen, gedruckten Jahresprogramm bewundern kann.
Man merkt, dass auch das Kulturhaus in letzter Zeit wieder im Fokus steht. Warum war es so lange still um das Denkmal?
Wer ein solches Haus mit Leben füllen möchte, muss einerseits viel Ahnung vom Kulturbetrieb und der Szene haben, außerdem ist die Koordination mit Vereinen und regionalen Playern essenziell. Vorher lag eben der Fokus auf einem musealen Park mit Großevents, ich als Kulturmensch bin natürlich Fan unseres einzigartigen Kulturtempels. Das denkmalgeschützte Haus bietet mit seinem großen Saal, der Theaterbühne samt Garderoben im Bühnenhaus und all den anderen Veranstaltungsräumen so viele Möglichkeiten, die kein anderer Ort in der Umgebung so bieten kann. Um den Ort wieder bekannt zu machen, braucht es natürlich viele Veranstaltungen. Wir haben mit Lesungen prominenter Autoren, Tanzveranstaltungen, hochkarätigen Konzerten aber auch Karnevalsfeiern nun wieder Leben in der Bude. Als Schmankerl führe ich immer mal sonntags hinter die Kulissen unserer Zeitkapsel.
Was ist in diesem Jahr noch geplant im Kulturhaus?
Da wird es für jeden etwas geben, von Schlagerparty über Lesungen und Yoga-Kurse mit Live-Musik bis hin zu Kino oder Tanz ist eigentlich immer etwas los an den Wochenenden. Bei den Konzerten freue ich mich besonders auf Tobias Morgenstern am Akkordeon mit Orchester, „L’art de passage“ verzaubern zu siebt mit Tango- und Latinklängen am 13. Mai. Richtig großartig wird natürlich auch Keimzeit am 23. September, die Leisegang-Brüder kommen mit dem Akustik-Quintett, das ich damals nach Altlandsberg geholt hatte. Ich freue mich auch auf ein Wiedersehen mit Deutsch-Rockerin Christina Rommel aus Erfurt, die uns mit einem „Schokoladenkonzert“ am 12. November verzaubert. Das ist tatsächlich wie es klingt, die Zuschauer bekommen zwischen den Songs Schokolade, mit auf der Bühne ist ein Chocolatier – und alles dreht sich um die süße Sünde.
Wir beschließen das Konzertjahr mit der Liedermacher-Größe aus der Region, Leona Heine kommt mit Ihrem Weihnachtskonzert
am 17. Dezember in unseren großen Saal. Der eignet sich natürlich besonders für unseren Operettenball mit Bankett am 18. November, damit lasse ich die Balltradition wieder aufleben im Haus. Das ganze Haus werden wir übrigens am 8. Oktober zur ersten großen Rüdersdorfer Hochzeitsmesse füllen, da werden sich Dienstleister und Locations rund um den schönsten Tag im Leben auf drei Etagen präsentieren. In allen Sälen und Räumen wird esdann von Herzen, Tauben, Blumen, Torten, Musik oder Kleidern nur so wimmeln. Das Haus ist so groß, dass die Paare auf unserer Messe alles finden können, das ist bei kleinen Messen
ja sonst oft das Problem, dass man herumfahren muss.
Jetzt beginnt ja die Openair-Saison, gibt es im Museumspark wieder Feste?
Unsere beliebten Traditionsfeste für die ganze Familie wird es natürlich geben, das beginnt am 30. April mit dem von Gauklern und Hexen bevölkerten Walpurgis-Fest am großen Feuer, live wird die beliebte Irish-Folk-Partyband „Clover“ zum Hexentanz aufspielen. Die Bergleute werden vom 30. Juni an wieder drei Tage die Tradition auf dem Bergfest hochhalten, wie immer mit Fackelaufzug am Freitag, Schausprengungen und Party im Festzelt bis in die Nacht am Samstag und endlich wieder stattfindenem Umzug der Vereine durch den Ort am Sonntag. Eine weitere Tradition beleben wir in diesem Jahr auch wieder: Das Mittelalterspektakel im Park. Nach vielen Jahren Pause kommen Ritter, Gaukler, Händler und Alchimisten vom 1. bis 3. September in unser historisches Ensemble. Den Tag des offenen
Denkmals ohne Eintritt werden wir am 10. September mit Flohmarkt und Musik feiern. Großes haben wir wieder für Halloween am 30. Oktober geplant, diesmal im vorderen Bereich des Parks mit ganz viel Gruseldeko und toller Illumination. Bunt leuchten wird auch wieder der Weihnachtsmarkt am 9. und 10. Dezember rund um die Rumfordöfen. Kurz zuvor wird es, ähnlich wie unsere neu konzipierte und extrem erfolgreiche Gartendeko-Welt im März, in der Schachtofenbatterie eine Messe für alle Winter- und Weihnachtsfans geben – wir freuen uns auf zwei Tage Lichter, Duft, Kerzen, Möbel, Mistelzweige und vieles mehr rund um die Festtags-Deko.
Sie haben gesagt, bei den Festen soll es unter Ihrer Führung nicht bleiben, was gibt es noch?
Besonders Schauspiel, Musiktheater und beliebte Konzerte werden das Programm erweitern. Gleich zu Pfingsten inszenieren wir den „Jedermann“ am 29. Mai, unser Theater-Event in der Schachtofenbatterie. Mit der Produktion hatte ich ja vor zwei Jahren in Altlandsberg begonnen, die lebt nun mit gleichen Stammschauspielern in Rüdersdorf mit vielen neuen Impulsen und regionalen Akteuren wieder auf – an einem unfassbar faszinierenden Ort, unserer „Kathedrale des Kalks“. Eine besondere Herzensangelegenheit ist mir die Eigenproduktion der Sommeroperette, diesmal gibt es vom 10. bis 25. Juni an drei Wochenenden „Die lustige Witwe“, eine der meistgespielten Operetten. Diese Musiktheater-Tradition fehlte ein paar Jahre hier, Publikum von nah und fern fragt schon immer, wann es wieder eine neue Inszenierung gibt am Bergschreiberamt, unten am Anleger. Unser Rüdersdorfer Dampfer fährt natürlich auch zu den Operettenterminen. Am gleichen Ort dort
am Wasser geben wir unsere beschwingte Sommerkomödie „Mord auf Schloss Haversham“ am 9. und 10. September. Vorher kann man sich übrigens am 21. Juli auf den
„Sachsendreier“ freuen, es spielen die Bands Stern Combo Meißen, Lift und Karussell im Park auf der Festwiese, das wird großes Kino. Wo wir gerade bei Sachsen sind: Am Tag darauf, also am 22. Juli, kommt Uwe Steimle mit seinem neuen Programm auf die große Bühne im Park. Am 6. August kommen die Cashbags, eine der beliebtesten Johnny Cash-Revivalbands.
Sie haben ja unlängst zur Namensfindung des Park-Dinos aufgerufen. Haben Sie inzwischen einen Namen?
Ja, es gab viel Resonanz für den kleinen Kerl, der nun „Nino“ heißen wird, eine Kombi aus Nothosaurus und Dino. Nino wird unser Erkennungszeichen für unsere Kinder-Angebote sein. Sei es die „Schnitzeljagd“ durch den Park mit Stempelstationen oder unsere beliebten Kinder-Kurse. Wir haben seit diesen Osterferien wieder in allen Ferien volles Programm, vom Fossilien-Suchen über Kräuter-Küche und Pralinen-Kurs bis hin zum Bildhauern. Die Osterkurse sind schon fast alle voll, das wird toll angenommen.
Gibt es solche Mitmach-Aktionen auch für die Großen?
Ja, na klar. Unsere zweiwöchentlichen Kräuterwanderungen sind richtig schön, auch wird es wieder unsere geführten Kanutouren geben ab Mai, immer mittwochs und sonntags. Neu im Programm sind geführte Mountainbike-Touren durch alle Ortsteile Rüdersdorfs, die erste ist am 29. April um 10.30 Uhr. Nach wie vor können unsere Gäste natürlich historische Führungen und Land Rover-Touren in den Tagebau buchen, bei den Geotouren dann auch mit Fossilien-Suche.
Zum Abschluss noch die Frage: Sind Sie mit Ihrem ersten Jahr in Rüdersdorf zufrieden? Hatten Sie es sich so vorgestellt?
Auch wenn ich als Insider – ich habe ja bis 2017 schon extern das Marketing hier betreut und mich bei den Operettenproduktionen engagiert – ahnen konnte, was mich an Aufgabenbergen erwartet, ist es dann doch von „innen“ nochmal viel mehr, als man denkt. Ein so großes Projekt, 17 Hektar Museumspark mit allein sieben beheizten Gebäuden und dazu zahlreichen Industriedenkmälern sowie dem Kulturhaus mit rund 1.000 Quadratmetern Veranstaltungsräumen zu steuern und zu koordinieren, ist eine Mammutaufgabe, die nur zu meistern ist, wenn man mit ganzem Herzen dabei ist und Hilfe von ganz vielen Menschen hat. Ich bin froh, so eng und vertrauensvoll mit Rathaus und den Engagierten im Ort zusammenarbeiten zu können, auch freue ich mich, dass mein Team nun langsam wieder komplett ist, um mit aller Kraft gemeinsam in die Zukunft blicken zu können. Auf dass wir noch viele schöne Ideen haben für diese faszinierenden Orte im Bergbauort. Das war ein
anstrengendes Jahr ohne viel Zeit zum Luftholen, aber dafür haben wir so viel auf den Weg gebracht, dass wir als Kultur- und Tourismus-Ort im Landkreis nicht mehr wegzudenken sind. Wenn nun am 5. Mai wieder unser Sommerkino beginnt unten am Anleger, kann ich mich auch mal entspannt hinsetzen und den Film genießen, weil ich weiß, dass schon kurze Zeit später ein paar Meter entfernt in der Heinitzstraße 11 nach vielen Jahren Leerstand endlich ein Restaurant mit Biergarten eröffnet. Natürlich mit regionalen Gastronomen, natürlich mit regionaler Küche. Das dann irgendwann mit Kräuterwanderungen und unseren Regionalmärkten im Ort zu verknüpfen, wird dann die Kür. So sind in diesem ersten Jahr ganz viele Wege geebnet, die uns viele Chancen eröffnen. Ich denke, ich bin gut angekommen.
Vielen Dank für die Informationen, wir werden weiter berichten.