Für die allermeisten Ostler war sie eine Institution – GISELA MAY – eine große, wenn nicht gar d i e Brecht-Interpretin, ein Weltstar. Aber ihr riesiges Repertoire umfasste neben Texten von Brecht, vertont von Weill, Eisler, Dessau etc. ebensolche von Heine, Kästner, Tucholsky und anderen. Sie machte Ausflüge ins Musical, ins Kabarett, sang Chansons von Brel, dessen Texte sie sich von verschiedenen Dichtern ins Deutsche hat übertragen lassen und natürlich eigens für sie erschaffene Lieder. Eine wahre Spielwiese für SCARLETT O‘ und den Ausnahmegitarristen JÜRGEN EHLE. Diverse Instrumenten-Konstellationen und eine extrem wandelbare Stimme garantieren ganz eigene Interpretationen. Einzig die Worte über ihr Leben stammen 1 zu 1 von der MAY selbst. Und eine „Mutti“ war sie, die 2016 mit stolzen 92 Jahren verstarb, wirklich nie.

Das Künstlerpaar Scarlett O" und Jürgen Ehle hat eine neue CD herausgebracht. Wir sprachen mit beiden zu den Hintergründen und dem Inhalt.

Wann seid Ihr auf die Idee mit der neuen CD gekommen?
Scarlett O: Seit Februar 2018 spielen wir das Programm ACH GISELA - Die MAY, ihr Leben, ihre Lieder, manchmal, wie auch die Premiere, auf einer unserer Bühnen zu Hause im SINNESWANDEL. Wie zu jedem underer Bühnenprogramme sollte es auch dazu eine CD geben, aber bisher hatte die Zeit gefehlt. Nun bot sich die Gelegenheit, und auch Dank eines Stipendiums vom Brandenburger Kulturministerium konnten wir mit der Produktion Ende Oktober 2020 beginnen. Auftritte waren ja pandmiebedingt sowieso nicht möglich. Jetzt ist sie fertig und wir sind sehr zufrieden damit.

Wie muss ich mir die Produktion vorstellen?
Jürgen Ehle: Wir haben hier ein kleines Tonstudio und ein eigenes Plattenlabel, beides läuft unter dem Namen "electrocadero". Bis auf die eigentliche Herstellung, also das Pressen, das Drucken, Verpacken und Einschweißen der CDs, machen wir alles selbst. Eine Besonderheit der neuen Platte ist, dass diesmal alle Spuren nacheinander, also keine zwei oder mehrere Instrumente oder Gesangsstimmen gleichzeitig aufgenommen wurden. Bei Musik mit durchgehendem Beat ist das schon lange üblich und nichts Besonderes. Bei Chansons allerdings, die ja "atmen" sollen wie man es von der klassischen Musik kennt, wo sich das Tempo dehnt und staucht, wo Pausen gelassen werden und der Rhythmus auch mal ganz unterbrochen wird, bedarf es dafür einer sehr genauen Vorbereitung. Wir haben darum jedesmal eine sogenannte Pilot-Spur entwickelt, die alle wichtigen Informationen enthält, uns wie ein Dirigent durch die Aufnahme führt, in der fertigen Mischung aber nicht mehr zu hören ist. Das digitale Produktionsverfahren ist hierbei wirklich hilfreich und spart viel Zeit, letzten Endes habe ich aber trotzdem gut sechshundert Stunden Arbeit in die Aufnahmen, die Mischung und das Master gesteckt. Klar, dass es viel länger dauert, wenn alles nacheinander und nichts gleichzeitig passiert. Und vierundzwanzig Songs in einer einzigen Produktion sind auch nicht gerade wenig.

Was habt Ihr für dieses Jahr geplant?
Scarlett O: Wir sind gerade dabei, im Sinneswandel-Garten eine neue Bühne zu bauen. Konzerte im Weidendom-Zelt und in unserem Wohnzimmer werden ja wegen der geltenden Abstandsregelungen bis auf weiteres nicht möglich sein. Die Einweihung der Bühne am 29. Mai soll gleichzeitig das Release-Konzert für die "ACH GISELA!"-CD sein, die wiederum vollständig auf dem Repertoire des gleichnamigen Liederabends aufbaut. Mit dabei ist dann wieder unsere Pianistin FRAUKE PIETSCH, die auch an einigen Tracks der CD mitgearbeitet hat. O"SCAR Trio, so nennt sich das Projekt, wenn wir zu dritt auf die Bühne gehen.

Habt Ihr weitere Planungen?
Jürgen Ehle: Wir haben viele Ideen, werden unser Sommerprogramm für die neue Bühne ja nach Situation anpassen. Alle aktuellen Informationen wird es auf unserer Web-Site geben. Dort findet man demnächst alle Infos, Konzerte, Uhrzeiten und hat auch die Möglichkeit vorzubestellen. Ja, auch unsere CD kann hier erworben werden.

Vielen Dank für die Infos. Wir bleiben in Kontakt.