Das 2. Leben einer ANNA
Am Donnerstagabend (03.07.2014) fanden sich über 30 interessierte Zuhörer beim 2. "Talk im Tower" auf dem Flugplatz Strausberg ein. Die vom Förderverein Flugplatzmuseum Strausberg e.V. gemeinsam mit dem Fliegerstammtisch Flugplatz Strausberg organisierte Veranstaltung beschäftigte sich mit dem Thema "Das 2. Leben einer Anna". Gemeint ist eine Antonow 2, die am 10. August 2013 auf dem Flugplatz Bienenfarm bei Nauen verunglückt ist. Der Verein, der damals gerade seit drei Monaten im Vereinsregister stand, machte es sich zur Aufgabe diese Maschine zu einem Museumsflugzeug zu machen, welches auf dem Flugplatz Strausberg besichtigt werden kann. Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen und die engagierten Mitglieder des Vereins haben 469 Stunden Arbeit geleistet, um die Maschine in Bienenfarm zu demontieren und nach Strausberg zu überführen. Das demolierte Seitenleitwerk konnte am Veranstaltungstag besichtigt werden. Zu diesem Thema hielten Horst Prommersberger (Vorsitzender des Vereins) und Horst Hörmann einen interessanten Vortrag. Denn der Flugplatz hat einen Bezug zu diesen Maschinen. Schon im Jahr 1953 war erstmals eine Antonow 2 hierher gekommen. Viele Menschen engagieren sich, um die AN 2 mit der Kennung D-FWJC entsprechend vorzubereiten. Im Vorfeld konnten sich die Gäste ein von Modellbauer Dieter Herzog hergestelltes Modell eine AN 2 besichtigen und Fotos von der Bergung der Maschine ansehen.
Nachtrag zum Talk im Tower am 03.07.2014:
Am Donnerstag, dem 03.07.2014, veranstaltete der Förderverein Flugplatzmuseum Strausberg e.V. gemeinsam mit dem Fliegerstammtisch erneut einen "Talk im Tower" am Flugplatz Strausberg. Thema diesmal: „Das 2. Leben einer Anna“. Kennern war sofort klar, dass es sich dabei um eine Antonov AN 2 handelt. Über 30 Interessierte folgten der Einladung des Fördervereins.
Die „Anna“, die im Fokus des Abends stand, wurde 1968 in Polen gebaut und war bis zur Wende für die Fliegerschule der GST (Gesellschaft für Sport und Technik der DDR) am Flugplatz Schönhagen im Einsatz. Nach 1990 wurde das Flugzeug von verschiedenen Unternehmen u.a. für Rundflüge verwendet. Am 10.08.2013 startete „Anna“ zum letzten Mal, an Bord eine Gruppe Fallschirmspringer mit Begleitung, die vom Flugplatz Bienenfarm nach Heringsdorf gebracht werden wollten.
Kurz nach dem Start, die Maschine hatte gerade erst ca. 50 Meter Höhe gewonnen, fiel das Triebwerk aus. Der Pilot reagierte sofort und fand auf einem nahegelegenen Feld eine geeignete Stelle zur Notlandung. Diese verlief vorerst nach Lehrbuch: Das Flugzeug setzte sanft auf und rollte aus. Allerdings rollte es sehr schnell und auf eine Straße zu. Der Pilot musste also schleunigst einen Bremsvorgang einleiten, um nicht auf die Straße zu rollen. Der weiche Untergrund bot aber nicht genug Widerstand. Das vordere Fahrwerk grub sich regelrecht in den Boden ein, das Heck der Maschine hob an, und das Flugzeug überschlug sich. Am Ende blieb die Maschine verkehrt herum auf dem Acker liegen. Der Pilot und alle Passagiere waren vorschriftsmäßig angeschnallt gewesen, so dass beim Überschlag niemand verletzt wurde. Alle Insassen kamen mit dem Schrecken davon. „Einige leichte Verletzungen entstanden beim Ausklinken der Sicherheitsgurte“, berichtete Vereinsmitglied Horst Hörmann aus dem Unfallbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), den der Förderverein zum Nachlesen auch mitgebracht hatte.
Ein im Zusammenhang mit dem Flugunfall erstelltes Gutachten ergab, dass die Maschine nicht mehr für die Fliegerei zu reparieren ist. Horst Hörmann erfuhr davon und schlug seinen Vereinskollegen vor: „Wir retten die AN 2 vor der Schrottpresse und machen sie zu einem Denkmal für Strausberg.“ Dieser Gedanke kam nicht von ungefähr – die AN 2 ist für den Strausberger Flugplatz schließlich eine Art Traditionsflugzeug: Seit 1953 verkehren Maschinen dieses Typs an unserem Platz. Wie gedacht, so getan. Der Förderverein organisierte den Erwerb der Maschine durch den Träger des Museums und plante die Bergung – „Anna“ stand ja immer noch in Bienenfarm, Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt. Bergung, Demontage und Transport waren eine echte Herausforderung. „Ich bin in dieser Zeit 2.380 Kilometer zwischen Strausberg und Bienenfarm hin und her gefahren, um alles zu organisieren“, berichtete Horst Hörmann. Autoreifen für die Lagerung waren zu besorgen, Kräne wurden gebraucht, ein kostengünstiger Tieflader wurde gesucht. „Beim Auseinandernehmen vor Ort in Bienenfarm musste jedes Teil, jede einzelne Schraube, dokumentiert, beschriftet und gut verpackt werden, wie hätte man sonst einen Wiederaufbau in Strausberg bewerkstelligen wollen bei diesem Riesen-Puzzle?“ Zum Glück traf Horst Hörmann vielerorts auf Unterstützung – Autoschlosser spendeten Altreifen, Handwerker borgten Werkzeug aus, Kran- und Transportfirmen kalkulierten einen guten Preis. Viele helfende Hände organisierte auch ein anderes Vereinsmitglied, Uwe Günther, der in einem Projekt tätig ist, in dem Umschüler zu Flugzeugtechnikern ausgebildet werden. Für diese bot der Ausflug nach Bienenfarm und die Arbeit am Flugzeug einen willkommenen Einblick in die Praxis.
Aber auch in Strausberg war einiges vorzubereiten, denn wo sollte „Anna“ den Winter verbringen? Hier eilten die Stadtwerke zu Hilfe und schufen Platz in einer Lagerhalle auf dem Gelände in der Kastanienallee. Der erste Transport kam Anfang Dezember nach Strausberg. Unbemerkt von Anwohnern und Presse bezog „Anna“ ihre Kurstation. Auch das im Übrigen wieder eine Herausforderung, denn das Hallentor war nur wenige Zentimeter höher als der Rumpf, und das Fahrwerk hatte man bereits abmontiert. Wie also das Flugzeug in die Halle bekommen? Kurzerhand bauten die Mitglieder des Fördervereins mit Unterstützung Strausberger Firmen, die das Material beisteuerten, eine Lafette und manövrierten den Flugzeugrumpf in die Halle.
Mit Videos und vielen Fotos wurden die Erzählungen untersetzt, so dass die Zuhörer von Anfang an auf das Abenteuer mitgenommen wurden. Einen recht plastischen Eindruck vom Flugzeug vermittelten auch das durch den Unfall stark beschädigte Seitenruder, das der Förderverein am Talk-Abend vor dem Tower aufgestellt hatte, und ein maßstabsgerechtes Modell der Maschine. Letzteres soll für das Museum erworben werden inklusive Videomaterial, das dezidiert die Entstehung des Modells zeigt. Der Modellbauer selbst, Dieter Herzog, berichtete im Tower voller Stolz, wie viel Leidenschaft dazu gehört, ein solches detailgetreues Modell zu erschaffen. Und die AN 2 ist nicht sein einziges…
Die lebendigen Ausführungen beim Talk im Tower endeten schließlich mit einem Aufruf: „Jeder, der Lust hat, kann mitmachen. Jede helfende Hand ist herzlich willkommen“, lud Vereinsvorsitzender Horst Prommersberger ein. Es gibt noch viel zu tun, bis „Anna“ bereit ist für ihr neues zweites Leben als Ausstellungsstück am Flugplatzmuseum. Vieles muss repariert werden, viel mehr noch ordentlich gereinigt und angemessen konserviert. Man muss also kein Flugzeugtechniker sein, um mithelfen zu können. Geplant ist, das Flugzeug zum Stadtgeburtstag im nächsten Jahr im neuen Glanze zu präsentieren. Bis bald, „Anna“!
Weiterführende Informationen zum Verein finden Sie auf der brandneuen Homepage des Vereins: www.flugplatzmuseum-strausberg.de