Der Presse waren in den letzten Monaten die verschiedensten Botschaften zu entnehmen: von „verschenkter Energie“ in den USA1, über „vereinte Energie“ in Japan2 bis zu Deutschland - „Die Autonation wird abgehängt“3. Ob positiv oder negativ – fast immer dreht sich die Berichterstattung um das Thema Elektromobilität im Individualverkehr. Was ist aber mit dem Güterverkehr? Was mit Schifffahrt und Luftverkehr? Ist das Ziel der Bundesregierung überhaupt noch zu erreichen, den Endenergieverbrauch im deutschen Verkehr bis 2020 um rund 10 % gegenüber 2005 zu senken?
Nach dem Grußwort der Bürgermeisterin Elke Stadeler stellte sich Keynote-Speaker Uwe Brendle vom Umweltbundesamt der Herausforderung, Stand und Entwicklung sämtlicher Verkehrsträger international zu beleuchten und die verschiedensten Lösungsansätze zu skizzieren. Tatsache sei, so Brendle, der Verkehr nimmt zu und damit auch die CO2-Emissionen. Wenn nichts unternommen werde, würden die unter höchsten Anstrengungen erzielten Erfolge der Energiewende im Strom- und Wärmebereich durch die massive Zunahme des Verkehrs zunichte gemacht. Grund zur Hoffnung geben die sogenannten power-to-gas- und power-to-liquid-Technologien.
Allerdings nur, wenn Wind für die power genutzt werde, unterstreicht Brendle. Nur diese Technologien hätten das Potenzial, auch im Luftverkehr und im Schwerlasttransport – die Bereiche, in denen die größten Zuwächse erwartet werden – Erfolge im Sinne des nachhaltigen Klima- und Umweltschutzes zu erzielen.
Martin Schmitz vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen referierte über die Rolle des ÖPNV in der aktuellen Debatte der Energie- und Verkehrswende. Die Nahverkehrsunternehmen verstehen sich in Deutschland als Wegbereiter der Verkehrswende und erproben eine immense Vielfalt neuer Technologien in der Praxis. Martin Schmitz berichtete von Hybridfahrzeugen, Elektrobussen, Schnelladepunkten an Straßenbahnhaltestellen und Wasserstoff-Antrieben, die deutschlandweit getestet werden bzw. noch getestet werden sollen.
Frauke Fischer erläuterte Aufgaben und Aktivitäten des Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg. In der hiernach folgenden Pause präsentierte die Energie-AG des Oberstufenzentrums Strausberg ihr Projekt „Handyladestation“. Und Stefan Döbrich vom Netzwerk „Sonne auf Rädern“ lud die Konferenzteilnehmer zu einer Rundfahrt auf dem E-Bike ein.
Sebastian Heises Vortrag über ein intelligentes Navigationssystem, für das das Start-up Graphmasters 2012 im internationalen Microsoft-Wettbewerb Imagine-Cup-Grants den mit 100.000 US-Dollar dotierten Hauptpreis erhalten hatte, sorgte auch in Strausberg für großes Interesse. Das Intelligente an der Navigationssoftware: Sie organisiert eine optimale Verkehrsverteilung und damit eine freie Fahrt, ohne Stau, und hilft auf diese Weise auch,
CO2-Emissionen zu vermeiden. Einziger Wermutstropfen: Die Software ist noch nicht im Handel zu erwerben. Oberst a.D. Odenthal vom Märkischen Institut für Technologie- und Innovationsförderung stellte neue Speichertechnologien für Elektroautos vor. Dr. Hans-Dieter Nagel berichtete von den Zielen der Lokalen Agenda Strausberg 2020 bezogen auf einen hohen Anteil umweltfreundlicher Verkehrssysteme. Dazu zählt auch die Einführung einer Fußgängerzone in der Großen Straße zwischen Grünstraße und Müncheberger Straße, die kürzlich von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.
Keine Energiekonferenz ohne Strausbergs CO2-Bilanz, die Andreas Gagel, Geschäftsführer der Stadtwerke Strausberg, wie gewohnt persönlich referierte. Obwohl das Jahr 2012 insgesamt kälter gewesen war als 2011, wurde weniger Strom- und Wärme verbraucht. Die Klimaschutzziele wurden also auch 2012 wieder erreicht. Und zum Thema Elektromobilität in Strausberg verwies Andreas Gagel auf die Strausberger Eisenbahn. Die Straßenbahn fahre schließlich bereits seit 1921 mit Strom und die StrausseeFähre sogar seit 1915.
Ab sofort gebe es in Strausberg denn auch noch Elektro-Fahrräder, verkündete Andreas Gagel. Die Stadtwerke Strausberg GmbH habe sich dem Netzwerk „Sonne auf Rädern“ (www.sonne-auf-rädern.de) angeschlossen und gleich zwei Vermietstationen mit je zwei Elektrofahrrädern eingerichtet. Eine Verleihstation befindet sich im Sport- und Erholungspark in der Landhausstraße (Servicebüro im Haus 36) und die andere am Flugplatz in Strausberg-Nord direkt im Towergebäude. Für 10,00 € pro Stunde bzw. 25,00 € am Tag (Einführungspreis) können die E-Bikes dort ausgeliehen werden.
Am Ende bat Moderatorin Gesa Reschke die Referenten um ihr Fazit zur Konferenz. Den Schluss bildete Keynote-Speaker Brendle: „Die Verkehrswende ist eine große Herausforderung. Aber Herausforderungen machen Spaß.“ Na dann – gehen wir’s an.
Programm und Vorträge
Elke Stadeler
Bürgermeisterin der Stadt Strausberg, Eröffnung
Keynote - Energiewende. Auch im Verkehr?!
Uwe Brendle, Abteilungsleiter I 3 "Verkehr, Lärm" im Umweltbundesamt
Der ÖPNV in der aktuellen Debatte der Energie- und Verkehrswende
Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
Das Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg
Frauke Fischer, Berliner Agentur für Elektromobilität
Projektpräsentation der Energie AG
des Oberstufenzentrums Strausberg
Verkehrsflussoptimierung als Beitrag zur CO2-Reduktion. Das Projekt Graphmasters.
Sebastian Heise, Managing Director der Graphmasters GmbH
Energiespeicher - Schwachstellen für Elektromobilität! - Lösungen in Sicht?
Hans W. Odenthal, 2. Vorsitzender des Märkischen Instituts für Technologie- und Innovationsförderung e.V.
Ein hoher Anteil umweltfreundlicher Verkekhrssysteme - Anliegen der Lokalen Agenda Strausberg 2020
Dr. Hans-Dieter Nagel, Vorsitzender des Agendabeirates der Stadt Strausberg
Die CO2-Bilanz für Strausberg 2013
Andreas Gagel, Geschäftsführer der Stadtwerke Strausberg GmbH
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1) Tesla, der amerikanische Elektroauto-Hersteller installiert Schnellladesäulen, an denen Tesla-Kunden schnell und kostenfrei Strom zapfen dürfen – ein Leben lang.
2) Toyota, Mitsubishi, Honda und Nissan arbeiten zusammen an einheitlichen Ladegeräten für E-Autos und mehr Ladestationen in Japan.
3) In den USA wurden von Januar bis Juni 35mal mehr Elektroautos verkauft als in Deutschland, obwohl der amerikanische Automarkt nur 5mal so groß ist wie der deutsche.