(ws) Nicht zuletzt nach der Veröffentlichung zum Jahresprogramm Kunstparkhaus 2011 (der Märkische Sonntag berichtete am 24. April) gab es (neudeutsch:) Feedbacks (Rückmeldungen) zur angekündigten ersten Ausstellung, die man nicht verpassen wolle. Dem rastlosen Schaffen des Malers Ronald Paris vom Jahrgang 1933 sind nicht nur immer neue Bilder zu verdanken.
Es macht auch seine einmalige Werkschau vom 31. Mai bis 26. Juli 2011 im Kunstparkhaus von EWE (Eingangsbereich zu den Etagen des Parkhauses der EWE ENERGIE AG, Geschäftsregion Brandenburg / Rügen Hegermühlenstraße 58 in 15344 Strausberg) möglich.
Die 57. Exposition im 15. Jahr des Bestehens der kulturlastigen Begegnungsstätte trägt den Titel „Landschaften und Figürliches“. Gezeigt werden groß- bis kleinformatige Ölbilder, Gouachen und Zeichnungen. Ausnahmecharakter hat die dazugehörige Präsentation der Gobelins „Die Jahreszeiten“ nach Josef Haydns Oratorium. Seine Menschlichkeit und persönliche Integrität machte den Altmeister der Kunst als unbeirrbar gesellschaftskritischen Zeitgeist vor wie nach der politischen Wende ungeachtet exponierter Stellung (z.B. Verantwortlichkeit im Verband Bildender Künstler der DDR oder Professur im vereinten Deutschland) bis heute unangreifbar.
Befragt nach dem ursächlichen Erleben, das ihn schicksalhaft auf den künstlerischen Lebensweg brachte, begann er mit Erinnerungen aus der Sicht als Sechsjähriger. Damals gerade mit dem Vater an der Ostseeküste, war er erschrocken über die deutschen Bomber, die zu Kriegsbeginn gegen Polen über die Köpfe rauschten und von anderen Strandmenschen noch bejubelt wurden. Auf Papierrollen einer alten Registrierkasse malte er kindgemäß, unlängst wiedergefunden, das was ihn aufwühlte: Flugzeuge und Bombenaufschläge. Es war der Anfang, ihn berührende Realität mit Zeichnen zu verarbeiten und somit Empfindungen wiederzugeben. Das sollte nie aufhören. Nach Schulabschluß hielt ihn der Widerspruch seiner Mutter nicht auf, Maler werden zu wollen. Mit Hilfe seines Onkels in Weimar kam er in die Glasmalereilehre, in der es nach 1948 wunderbar Reichliches an wertvollen Fenstern aus der Vergangenheit zu retten gab. Mit der erlebten Farbkraft des Glases war eine nächste prägende Stufe verbunden. Hinzu kam die Chance der Teilnahme an Freihandzeichenkursen und mit 16 Jahren der Kontakt zu Albert Schaefer-Ast, der an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar lehrte. Dessen, nicht zuletzt auf die Achtung der Akribie mit lapidaren Worten gerichtete weise Fingerzeig, man müsse nicht immer bum, bum, sondern sollte auch mal bim, bim machen, sah Paris für sich als Bewegungsspannweite, als Credo für das Beginnen. Bleibend gekennzeichnet mit den Worten: sich ein Bild machen.
Er bemühte sich intensiv um seine Ausbildung in der Kunst, um das darauf Fußende: das Schöpferische, die Erlebnisintensität und das Handwerk. Er ließ sich begierig inspirieren aus den Begegnungen mit Größen der Zunft, wie Arno Mohr, Kurt Robbel, Bert Heller und Gabriele Mucchi, der ihm väterlicher Freund wurde. Über die Zeit lernte er den Grundkonflikt zu beherrschen, sich verwirklichen zu wollen und sich Thematiken zu bedienen, die das Verwirklichen möglich machen. Dieser Vorgang könne, sagt er, aufgrund dessen Ehrlichkeit heute noch bestehen. Bezogen auf sein Wandbild nach Brecht vom einfachen Kommunismus, der schwer zu machen ist, bleibe nach dem Zusammenbruch des Versuchs einer antikapitalistischen Gesellschaft die Notwendigkeit neuer Überlegungen über eine zukünftige Wirklichkeit.
Gebraucht werde entgegen heutiger kurzdenkerischer Weise, nur nach dem Geld zu streben, eine andere Zukunftsorientierung. Im Spielraum des Nachdenkens über diese grundsätzlichen Mängel bewege sich seine Arbeit. Seit Beendigung des Studiums habe er die Anschauungsquelle immer in der Natur gesucht. Er sei zu dem Schluß gekommen, dass, egal mit welchen Mittel das geschehe, ein Bild in erster Linie Glaubwürdigkeit transportieren müsse. Worte von Otto Nagel, dessen Meisterschüler er war, wie „…glauben sie nicht, dass das gut ist, es gebärdet sich“ oder „die Kunst ist keine Schimäre, auf der man ungestraft reiten kann“, waren für ihn Warnschüsse. Paris hat sie an seine Studenten weitergegeben, auf dass sie sich vor Spekulativem, schnell Hingeworfenem hüten mögen. Schließlich müsse man selber vor sich bestehen und Beständigkeit fertigbringen.
Zum gesellschaftlichen Zustand sagt er: „Wir stehen in der ständigen Gefahr der musischen Verkommenheit“. Alles konzentriere sich auf schnellen Rausch, auf die Hatz nach kurzweiliger Attraktivität oder „Events“. Man merke die Verflachung. Jeder, der sich bemühe dieser Fatalität entgegenzuwirken, habe seinen höchsten Respekt. Paris glaubt, dass Kunst beim Durchschnitts-Menschen, den übliche Schwellenangst davon abhält, sie wahrzunehmen, dennoch Positives bewirken kann. Auf Dauer, nicht von heute auf morgen. Aber da wäre Pionierarbeit in den Grundschulen oder bei sonstigen Anfängen nötig, die kaum erfolgt. Besucher sind zur Vernissage am 31. Mai 2011 ab 18 Uhr herzlich eingeladen. Aus Haydns „Die Jahreszeiten“ werden als besondere musikalische Einstimmung Auszüge vorgetragen durch Marlies Carbonaro (Sopran), Albrecht Rau (Violine) und Luca Carbonaro (Klavier).
Text: Wolfgang Suchardt