Die Buchpremiere - 21.11.2010 | Fotogalerie
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Die Buchpremiere
Joachim Lang, Neues vom alten Brecht
Manfred Wekwerth im Gespräch
Erschienen im Aurora Verlag, 2010

... fand im Brecht-Weigel-Haus in Buckow statt. Die Schauspieler Renate Richter und Hilmar Thate lasen beeindruckende Texte aus dem Buch. Nach einer kurzen Pause antwortete Manfred Wekwerth ausführlich auf Fragen des Publikums.
Mehr Informationen unter: http://www.brechtweigelhaus.de...
Er schilderte seine Sicht auf Brecht, bestätigte Vertrautes und brachte Unentdecktes vor – über die Faszination des Naiven bei der ersten Begegnung mit dem Dramatiker, Brechts Haltung zum 17. Juni 1953, seine Angst vor dem Scheintod, seine Frauen, Vorbilder und Stücke oder seine Vorliebe für schnelle Autos.

Manfred Wekwerth, Jahrgang 1929, war einer der letzten Schüler und engsten Mitarbeiter Bertolt Brechts. Vom Schaffen des großen Dramatikers entscheidend geprägt, war er nach Brechts Tod im Jahr 1956 in dessen Sinne tätig, von 1960 bis 1969 als Chefregisseur und von 1977 bis 1991 als Intendant am Berliner Ensemble. Im Gespräch mit Joachim Lang überrascht der ehemalige Präsident der Akademie der Künste mit Neuigkeiten und räumt auf mit Klischees der „Nachgeboren“ über den großen Bertolt Brecht. Ein ausführlicher Anmerkungsapparat beleuchtet die Hintergründe und skizziert die historischen Verhältnisse, vor denen das Leben und Wirken Brechts zu sehen ist.

Joachim Lang, Regisseur und Autor, wurde 1959 in Spraitbach geboren. Er drehte zahlreiche Filme, Reihen und Sendungen, u. a. zum 100. Geburtstag Brechts 1998 die fünfteilige Dokumentation »Denken heißt verändern« und zum 50. Todestag 2006 ein großes Porträt für ARD und ARTE. Derzeit ist Lang Stiftungsdozent des SWR an der Filmakademie und der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Seine Arbeiten wurden mit wichtigen Film- und Fernsehpreisen ausgezeichnet. Leider musste er wegen Krankheit kurzfristig seine Teilnahme an der Buchpremiere absagen.

Buchpremiere im Brecht-Weigel-Haus Buckow
Joachim Lang, NEUES VOM ALTEN BRECHT. Manfred Wekwerth im Gespräch, Aurora Verlag, Eulenspiegel Verlagsgruppe, Berlin 2010

Eine ganz besondere Premiere konnte das Publikum im Buckower Brecht-Weigel-Haus am 21. November 2010 erleben, einen Buchpremiere, der der authentische Ort eine ganz besondere Ausstrahlung gab. Leider war der Autor selbst nicht anwesend. Es kamen jedoch Renate Richter, Hilmar Thate, Prof. Manfred Wekwerth, der Eulenspiegel-Verleger Dr. Matthias Oehme und Simone Uthleb, Presse- und Veranstaltungsleiterin der Eulenspiegel-Verlagsgruppe.

„Am Sonntag bei der Buchpremiere barst das Brecht-Weigel-Haus in Buckow fast vor unerwartetem Andrang: alte BE-Schauspieler, Mitstreiter, Freunde, die halbe in die Jahre gekommene Kunst-DDR. Der Jubel war groß, fast hätte es stehende Ovationen gegeben, aber dazu war es wegen der zusätzlichen Klappstühle überall einfach zu eng.“ Zitat Detlef Friedrich, 23. November 2010 im Feuilleton der Berliner Zeitung
Joachim Lang, der Autors der Brecht-Filmbiografie „Denken heißt verändern“ für ARD und ARTE und des großen Porträt für ARD und ARTE: „Brecht – Die Kunst zu leben“, hat sehr viele Interviews mit Brechtschülerinnen und Brechtschülern geführt. Das vorliegende Buch entstand aus den vielen Details der Gespräche mit Manfred Wekwerth, die Lang im Film nicht zeigen konnte. Manfred Wekwerth, in den fünfziger Jahren als junger Regieassistent am Berliner Ensemble, erinnert sich oft und gern daran, was er von Brecht lernen konnte. Vieles hat Wekwerth inzwischen veröffentlicht. So privat und ausführlich wie hier, äußert er sich selten. Das liegt vor allem an der detaillierten und kenntnisreichen Fragestellung des Autors Joachim Lang.

Der zuweilen humorvolle Vortrag von Renate Richter und Hilmar Thate, begleitet von scherzenden Bemerkungen und Geplänkel zwischen Wekwerth, Richter und Thate, sorgte für eine unbeschwerte Atmosphäre. Merkte man den Künstlern doch an, dass sie im Haus der Weigel in Buckow lasen, einem sehr vertrauten Ort, an dem sie sich wohl fühlten.

Manfred Wekwerth begann mit den Worten „Ich bin gerührt, obwohl man an diesem Ort nicht von Rührung reden sollte, über Ihr großes Interesse.“ Das Buch sei ein Gesprächsbuch, entstanden als ein „eingefangener Zufall“. Und Zufälle seien ihm auch auf der Bühne stets eine Hilfe gewesen. Hilmar Thate freute sich, dem Publikum „Häppchen“ aus dem Buch zu präsentieren und damit eine neue spannende Sicht auf Brecht erlebbar zu machen. Beide, Renate Richter und Hilmar Thate, lasen mit ungewöhnlicher Intensität, der das Publikum mit Spannung folgte.

Wie das Buch, begann die auch die Lesung mit dem 14. August 1956, dem Tag, an dem Brecht starb. Die Woche zuvor sei Wekwerth allein mit Brecht in Buckow gewesen. Sie arbeiteten an der Inszenierug „Die Tage der Commune“. Besson war wegen eines Autounfalles während seines Urlaubs nicht dabei. Jedoch Brecht sei, obwohl sehr müde und erschöpft, voller Tatendrang gewesen. Er habe seine Müdigkeit auf eine Virusgrippe zurückgeführt, obwohl er in diesen Tagen, wie Wekwerth es beschreibt, einen Herzinfarkt erlitten haben müsse, den er nicht bemerkt habe. Manfred Wekwerth habe die Nacht, in der Brecht starb, mit den Assistenten Besson und Palitzsch vor dem Haus in der Chausseestraße stehend verbracht.

Die Fragen, die Joachim Lang an Manfred Wekwerth stellt, geben diesem Gelegenheit, viel Persönliches, einzigartige Begegnungen und Erlebnisse und auch die Beschreibung des Brechttheaters aus der Sicht eines Eingeweihten zu erläutern.

Im Lesepart von Renate Richter ist von der Brechtgardine die Rede, die laut Brecht nur so lange ein Stilmittel sei, wie das Publikum den Plüschvorhang vermisse. Sie trug auch die Antwort auf die Frage vor, was denn das Brechttheater sei. Wekwerths Antwort lautete, es stelle die Zustände in der Welt als veränderbar dar. Vor allem aber solle es dem Publikum Genuss bereiten. Das „Sich- Wundern“ sei die Quelle aller Erkenntnisse, Impulse, des Humors und des Genusses.

Die Zusammenarbeit mit Brecht prägte das Leben aller seiner Schüler, auch und vor allem das Leben Manfred Wekwerths. Man habe vor Brecht Respekt gehabt, aber man fürchtete ihn nicht, erzählte er dem Publikum. Und es sei unsinnig zu sagen: „Er war mein Lehrer. Werde ich doch noch immer, im Alter von 80 Jahren, sein Schüler genannt.“

Wie sein Lehrer Brecht, arbeitet Manfred Wekwerth sehr gern mit jungen Leuten. Er inszeniert Brecht-Abende mit ihnen. Im Mai 2009 erlebte Buckow das Gastspiel „Mut zum Genuss – Neues von Brecht“ mit Renate Richter, Hendrik Durin, Erich Schaffner und dem Pianisten Syman. Für September 2011 ist die Rockgruppe EMMA mit dem Programm „emma rockt brecht“, in der Zusammenstellung und Regie von Manfred Wekwerth nach Buckow eingeladen. Wir freuen uns darauf.

Margret Brademann

Wann: 21.11.2010 - 15:00 Uhr

Brecht-Weigel-Haus,
Buckow

Veranstalter bzw. Veranstaltungsort:
Brecht-Weigel-Haus Buckow

Bertolt-Brecht-Straße 30, 15377 Buckow

Tel.: 033433 / 4 67



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