Und die waren: Er hatte Einreiseverbot in die Westzonen (durfte und konnte also gar nicht in den `Westen`), und im sowjetischen Sektor von Berlin befanden sich alle maßgeblichen Institutionen, an denen Brecht arbeiten konnte (vom Deutschen Theater bis zur Staatsoper Unter den Linden).
Prof. Dr. Knopf ist Professor am Institut für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe (TH) und seit 1989 Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht (ABB).
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Brecht im DDR-Exil?
Vortrag von Prof. Dr. Jan Knopf (Arbeitsstelle Bertolt Brecht), Karlsruhe
Als Brecht 1947 als Staatenloser nach Europa zurückkam, ging er zunächst in die Schweiz und das heißt auf Distanz. Er bemühte sich sowohl um eine Daueraufenthaltsgenehmigung in der Schweiz als auch um einen Pass in Österreich. Gedacht war, die Leitung der Salzburger Festspiele zu übernehmen und dort auch den festen Wohnsitz einzurichten. Brecht wurde zwar österreichischer Staatsbürger, die "Tatsache" jedoch, dass er als angeblicher Kommunist angetreten war, das gesamte Staatswesen Österreichs zu erschüttern, zerschlug die Salzburger Pläne gründlichst.
1948, als Brecht dann nach Ost-Berlin ging - genauer: Berlin Mitte - betonte er, dass er sich nicht für einen Teil entschieden hätte, um dann für den anderen "tot" zu sein, sondern dass er lediglich den "Vorgaben" gefolgt war. Und die waren: Er hatte Einreiseverbot in die Westzonen, durfte und konnte also gar nicht in den "Westen", und im sowjetischen Sektor von Berlin befanden sich alle maßgeblichen Institutionen, an denen Brecht arbeiten konnte vom Deutschen Theater bis zur Staatsoper Unter den Linden.
Dass er sich ins "gemachte Nest" gesetzt hätte, ist ebenso Legende wie sein "Bekenntnis" zum Sozialismus der DDR. Wenig bekannt ist, dass Brecht das Theater am Schiffbauerdamm erst ab März 1954 zur Verfügung hatte, noch weniger ist bekannt, dass er als Staatsfeind bespitzelt und seine künstlerischen Leistungen vorsätzlich sabotiert worden sind. Nach dem 17. Juni 1953 zog sich Brecht auf seinen Landsitz in Buckow (Märkische Schweiz) zurück und kam nur noch sporadisch nach Berlin. 1955 sprach er davon, dass in der DDR die produktiven Intellektuellen systematisch "verschrottet" würden. Nach falscher bzw. ignoranter Behandlung durch die Ärzte starb er im August 1956 im Alter von nur 58 Jahren.
Prof. Dr. Knopf ist Professor am Institut für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe (TH) und seit 1989 Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht (ABB).