Nach langem warten war es endlich soweit, ich erhielt von der Türkischen Regierung meinen Pass zurück und in ihm die Besteigungsgenehmigung fiir den Ararat der in der Türkei Agri Dag und im Iran Koh-i Nuch Berg des Noah genannt wird .
Zuerst ging es von Ankara aus nach Kappadokien vorbei am Salzsee Tuz Gölü, erreichten wir spät am Abend Göröme . Zeitig am nächsten Morgen begann unsere erste Akklimatisationstour durch das wunderschöne Kizilkukur Tal. Der Pfad fiihrte immer bergab zwischen den bizarren Formen des Roten Tals hindurch, vorbei an vielen Einsiedelein und abenteuerlich gelegenen Höhlenkirchen bis hinunter nach Cavusin .
Am Nachmittag ging es dann nach Cukurbag dem Ausgangspunkt fiir unser fünftagiges Taurus - Trekking und der Besteigung des Mt. Embler und des Ortateppe . Am frühen Abend erreichten wir unser Lager Sokullupinar auf 1950 m .
Früh am nächsten Tag machten wir uns fertig fiir die Besteigung des Mt. Embler . Für die Besteigung des Mnt. Embler sind dabei 1773 Höhenmeter zu überwinden und dann noch einmal 703m im Abstieg um das neue Lager auf dem Yedi Göller Plateau zu erreichen. Vom Lager Sokullupinar führte die Route entlang dem Yalak Deresi zu einem engen Canyon. Von dort aus ging es immer bergauf zum zerklüfteten Celikbuyduran-Pass auf 3450 m . Vom Pass aus begann der steile Aufstieg auf dem Mt. Embler. Die schlechte Akklimatisation war jedem anzumerken, immerhin hat der Gipfel eine Höhe von 3723 m.
Das Wetter war schlechter geworden, so das wir uns nach kurzer Zeit entschieden, zu unserem neuen Lager auf dem Yedi Göller Plateau abzusteigen.
Nach den schweren Anstrengungen des gestrigen Tages ließen wir es ein wenig ruhiger angehen. Von unserem Lager auf 3020m begannen wir mit der Besteigung des Ortateppe.
Da nur 313 Höhenmeter zu überwinden waren erreichten wir bereits gegen 13 Uhr den Gipfel des 3333m Hohen Ortateppe. Unser nächstes Ziel war ein Lager am Karagöl-See das sich auf 2870m befand. Dazu ging es am nächsten Tag vorbei am See Hastakoca steil hinauf auf den 3450m Hohen Tekkekalesi Pass, eine großartige Weitsicht entschädigte fiir die Anstrengungen.
Nach einen langen Abstieg über Geröll und Schneefelder ging es erneut bergan bis wir am Nachmittag den Yildiz-See erreichten, an dem wir eine lange Pause einlegten. Nach einer weiteren Stunde kamen wir endlich an unser Lager am Karagöl-See an.
Wir hatten wunderschönes Wetter, so das ein Bad im See nichts im Wege stand. Vorbei an mehreren Nomaden Lagern stiegen wir am nächsten Tag zur Madem Schlucht ab, durchwanderten das beeindruckende Rot leuchtende Gestein bis wir das kleine Dorf Demirkazik ereichten. Von dort ging es mit dem Bus nach Kayseri, wo wir den Nachtzug nach Erzurum bestiegen.
Nachmittags erreichten wir mit 4-Stunden Verspätung endlich Erzurum was einst Karawanenknotenpunkt an der Seidenstraße war. Heute ist Erzurum wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Ostanatoliens.
Wir besuchten die Cifte Minareli Medrese, eine der schönsten und größten Koranschulen des 13. Jh. Im seldschukischen Kleinasien.
Dann trennten uns noch 4 Fahrstunden von unseren Ziel Dogubeyazit was fiir die meisten Bergsteiger aus aller Welt den Ausgangspunkt fiir die Besteigung des Ararat bildet. Noch am gleichen Abend wurden unser Besteigungsgenehmigungen von den Örtlichen Behörden genau geprüft. Schwere Gewitterwolken umhüllten am nächsten Morgen den Ararat, deshalb besichtigten wir erst einmal den Ishak Pasa Saayi - eine Mischung zwischen Bergfestung und und orientalischem Lustschloss. Die heutige Form der Anlage geht auf das 18. Jh. Zurück; das besondere dieser Burg ist das Nebeneinander seldschukischer, osmanischer, armenischer, georgischer und persischer Architekturstile.
Nachdem wir in Dogubeyazit unsere Vorräte ergänzt hatten, erreichten wir nach einer Stunde Fahrt ein kleines Dorf am Fuße des Ararat, wo bereits unsere kurdische Begleitmannschaft mit ihren Pferden und Mulis auf uns wartete.
Unsere gesamte Ausrüstung wurde Umgeladen und wir begannen den langen und schweren Aufstieg ins Basislager. Vorbei an Nomadenlager, Ziegen und Schafherden ging es auf Geröllhaltigen Pfaden bergauf. Gewitter und immer wieder starke Regenschauer waren dabei unsere ständigen Begleiter. Nur einmal verschwanden für ganz kurze Zeit die Gewitterwolken und wir hatten einen prächtigen Ausblick auf den Ararat.
Bei der Ankunft im Basislager beruhigte sich zum Glück das Wetter ein wenig, und wir konnten in Ruhe das Camp errichten. Zwecks besserer Höhenanpassung Stand als nächstes ein Akklimatisationsaufstieg ins Hochlager auf 4200m an. Nach einem reichhaltige Frühstück ging es über steile Geröll und Schneefelder in Richtung Hochlager. Wieder waren Gewitter, Regen, Hagel und Schneeschauer unsere Begleiter, bis plötzlich auf 3800m Höhe ein schwerer Schneesturm uns zum Rückzug zwang.
Zurück im Camp hatten wir Besuch von Nomadenkindern die handgefertigte Waren von ihren Eltern anboten.
Zeitig am nächsten Morgen wurde das Basislager abgebaut wo wir es auf 4200 m als Hochlager für die Gipfelbesteigung erneut errichten wollten. Wieder war das Wetter nicht auf unserer Seite, und von allen Bergsteigern die von oben kamen hörten wir die gleichen Worte No Summit .
Auf 4000 m Höhe stoppte ein neuer schwerer Schneesturm unser Weiterkommen. Unter Aufbietung aller Kräfte errichteten wir in diesem Chaos das Hochlager, da es für uns zu diesem Zeitpunkt weder ein vor noch ein zurück gab. In den einzelnen Ruhepausen des Schneesturms mussten immer wieder die Zelte von Eis und Schnee befreit werden.
Unser Einheimischer Bergführer der die Verhältnisse am Berg bestens Beurteilen konnte lehnte unter diesen Umständen einen Gipfelgang ab. Zwei Höhenkranke machte die Situation für uns auch nicht gerade leicht. Vom schlechten Wetter begleitet wurde am nächsten Tag das Hochlager abgebaut, und fluchtartig über das alte Basislager bis ins Tal abgestiegen, um abends wieder in Dogubeyazit zu sein.
Unsere restlichen Nahrungsmittel und Süßigkeiten hatten wir dabei an die Nomaden und deren Kindern verschenkt.
Am darauf folgenden Tag unserer Abreise meinte der Ararat es wiederum nicht gut mit uns, und verhüllte sein Antlitz wiederum unter Gewitterwolken. Unser nächstes Ziel hieß der Van-See wo wir zur Insel Akdamar übersetzten um die Heiligenkreuzkirche zu besuchen.
Dann verließen wir Ostanatolien um nach Istanbul die Stadt die Europa von Asien trennt zu besuchen. Die Blaue Moschee, die Hagia Sophia, das Hippodrom und der Topkapi-Palast waren einige Höhepunkte dieser wohl einzigartigen Stadt.
Eine abendliche Fahrt auf dem Bosporus bildete den Abschluss meiner diesjährigen Trekking und Bergsteigertour.
Dietmar Kuhl
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