Das erste Ziel waren die Botschkis-Hütten, sie bestehen aus riesigen alten Ölfässern, die zu Unterkünften umgebaut wurden. Im Fass 6, verbringe ich den Rest des Tages, da viel Regen, Schnee und starker Wind alle Aktivitäten verhindert. Von diesen Hütten aus wurde die Höhenanpassung weiter voran getrieben.
Als erstes ging es auf der originalen Aufstiegsroute zum Elbrusgipfel bis auf 4.700 m zu den Pasturov Felsen. Auf dem steilen Gletscher und bei starker Sonneneinstrahlung waren dabei 1.000 m Höhenmeter zu überwinden. Am nächsten Morgen erfolgte der Aufstieg zur Prijut 11 Hütte auf 4.050 m, wo die letzten Vorbereitungen für den Gipfelgang zum Elbrus begannen. Der Gipfeltag begann morgens um 2.00 Uhr, mit dem Aufstieg zu den Pasturov Felsen. An der Prijut 11 beginnt leider ein großer Selbstbetrug vieler Bergsteiger, die den Elbrus besteigen wollen. Sie lassen sich gegen Endgeld mit einer Pistenraupe zu den Pasturov Felsen fahren, und sparen somit sehr viel Zeit und Kraft. Viermal donnerten die Pistenraupen mit Seilschaften auf dem steilen Gletscher an uns vorbei. Wir sind die einzigen an diesem Tag, die diese Hilfe nicht in Anspruch nahmen. Oberhalb der Pasturov Felsen nimmt der Gletscher nochmals an Steilheit zu, zudem nahm auch die Stärke des Westwindes immer weiter zu. Das Kälteempfinden wird dadurch immer größer, zum Glück habe ich bereits an der Prijut 11 eine Sturmhaube über mein Gesicht gezogen. Sicherheitshalber ziehe ich mir noch ein zweites Paar Handschuhe an. Der Elbrus ist bekannt für seine plötzlichen starken und kalten Winde. Unterhalb des Ostgipfels des Elbrus beginnt dann eine nicht enden wollende Traversierung zum Sattel zwischen Ost- und Westgipfel. Langsam ging die Sonne auf und der eisige Westwind ließ langsam nach. Am Sattel begann jetzt der schwierigste Teil der Besteigung. Eine extrem steile Schnee- und Eiswand von 350 m Höhe musste von uns von links nach rechts oben durchquert werden. Hierbei war volle Konzentration erforderlich, da jeder Schritt wohl überlegt sein musste und der Eispickel genauestens eingesetzt werden musste. Dann ein lauter Aufschrei, ein Bergsteiger, im Abstieg vom Gipfel, stürzt die steile Wand hinunter, nach 60 m kann er endlich seinen Fall bremsen. Langsam und sehr mühselig steigt er dann wieder in die Aufstiegsspur zurück. Nach dieser schweren Passage, steht eine kurze Pause an. Alles was jetzt nicht mehr nötig war, wurde in Rucksäcken verstaut und mit Eispickeln im Schnee fest gemacht. Es erfolgte danach ein weiterer langer Anstieg. Der Gipfel war immer noch nicht zu sehen, was die Moral nicht gerade positiv beeinflusste. Dann aber war es endlich so weit, der Blick streifte über ein riesiges Eis- und Schneefeld, an dessen Ende eine 50 m Hohe Pyramide stand, der Gipfel des Elbrus.
Kurz nach zwölf Uhr Mittags erreichten wir dann endlich den höchsten Punkt Europas. Zehn lange Stunden mit nur wenigen kurzen Pausen um einen Schluck Tee zu trinken und ein Stück Schokolade zu essen, hatte dieser Aufstieg gedauert. Wir blieben nicht sehr lange auf dem Gipfel, da es trotz Sonne kalt und windig war. Der Abstieg erfolgte über die Aufstiegsroute und ich hatte endlich die Möglichkeit das eine oder andere Foto zu machen. Ab 4.600 m wurde der Abstieg dann immer schwieriger, denn ich sank teilweise bis über die Knie in weichen Schnee ein. Um 17.00 Uhr ereichte ich nach 15 Stunden wieder Prijut 11.
Auf unseren Gipfelerfolg konnten wir erst 2 Tage später anstoßen, als wir wieder im Tal in Tscheget waren. Den Abschluss der Reise bildete eine Stadtbesichtigung von Pjatigorsk, bevor uns eine alte TU 154M wieder in Richtung Heimat flog.
Die Seven Summits
Zu den Seven Summits zählt man den jeweils höchsten Berg der sieben Kontinente. Es gilt als eine der größten Herausforderung für jeden Bergsteiger, alle sieben Gipfel zu besteigen.
1. Asien: Mount Everest 8848m
2. Südamerika : Aconcagua 6962m
3. Nordamerika : Mount Mc Kinley 6194m
4. Afrika: Kilimandscharo 5895m
5. Europa: Elbrus 5642m
6. Antarktis: Mount Vinson 4892m
7. Ozeanien: Carstensz-Pyramide 4884m bzw. Mount Kosciuszko 2228m
Alle Reiseberichte von Dietmar Kuhl:
Reiseberichte
Für Interessenten steht Dietmar Kuhl auch gern für einen Vortrag über seine Abenteuer als Bergsteiger zur Verfügung. Einfach eine Email an
den Felsenbezwinger.