Das Himmelfahrtsfest gehört nun schon seit Jahren zum Ortsbild. Da fragt sich so manch einer, was eigentlich die Vereinsmitglieder dazu bewegt, mit viel Aufwand auf diese Art Geschichte zu vermitteln. Es hat etwas mit Brauchtumspflege und regionaler Identität zu tun: Infolge der historischen Entwicklungen fehlen gerade in Brandenburg regional verbindende Traditionen. Das Vermitteln landesspezifischer kultureller und historischer Themen soll ein humanistisches Heimatgefühl entwickeln helfen, das die regionale Verwurzelung auch zukünftiger Generationen befördert.

Der moderne, durch Renaissance und Humanismus beeinflusste Blick kann am Mittelalter zunächst nur Defizite erkennen. Nahezu alle Errungenschaften der Moderne sind ihm stets und rundweg abgesprochen worden. Aber bei aller Abgrenzung stellt das Mittelalter die Vorstufe unserer modernen Lebenswelt und damit eine „Referenzgeschichte der Moderne“ dar. Es bietet einen radikalen Gegenentwurf zu unserer heutigen Lebenswelt. Das gilt für seine Welt-, Lebens-, Zeit-, Geschichts- und Gesellschaftsauffassung ebenso wie für seine Herrschaftsauffassung. Das Mittelalter war nicht nur »dunkel« und »finster«: es war in einem grundlegenden Sinne »anders«.

Wir versuchen das Mittelalter - wenn möglich - zu bewahren, weil es etwas über unsere eigenen Ursprünge preisgibt. Es gab nun mal keine Elektrizität, kein Auto, kein Flugzeug, keine Eisenbahn, keine Zentralheizung. Aber es kann die Nicht-Moderne als Denk- und Lebensalternative zu unserer eigenen elektrifizierten und globalisierten Gegenwart anbieten, Wir wollen wissen und verstehen, wie Menschen unter völlig anderen Umständen gelebt, geliebt und gelitten haben.