Entspannt, fast kindlich unbekümmert kommt er daher, wie er die Geschichte erzählt.
Die Geschichte seiner Tante Gerda, die doch eigentlich gar nicht seine Tante ist, und die als junge Frau nach Auschwitz deportiert wurde und dort die Schrecken des Vernichtungslagers hautnah miterlebte. Es ist eine Geschichte, die ganz unwirklich scheint; tagesbuchartig wird der Lebensweg einer jungen jüdischen Frau erzählt, die 1941 von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager verschleppt wird, dort ein Kind zur Welt bringt und es vor den Augen des Lagerarztes verhungern lassen muss. Erzählt wird von einer mutigen Frau, der schließlich die Flucht gelingt und ihr Schicksal in die Hände eines Wehrmachtsoldaten legen muss.

Zwischen den Textpassagen hält Knut Elstermann immer wieder inne, erzählt Familienanekdoten, gibt der gespannten Zuhörerschaft Hintergrundinformationen und Persönliches preis. Das Buch habe einen immensen Rechercheumfang gehabt, in Auschwitz sei er gewesen, berichtet Elstermann, bei Gerda, die mittlerweile in New York lebe, er habe Deportationslisten gefunden und längst verloren gegangene Familienbilder. Aber auch Helden seien geboren worden durch dieses Buch, denen sonst niemand gedacht hätte.

Wichtig sei Knut Elstermann und Gerda gewesen, eine ganz nüchterne Geschichte zu erzählen, ohne den sonst üblichen NAZI-Kitsch. Deswegen wolle er auch keinen Spielfilm, sondern habe sich bewusst für eine Verfilmung des Buches in Form einer Dokumentation entschieden. „Gerdas Schweigen“ sei ein Buch, was ihn, wie er selbst sagt, auf die Suche nach seinen eigenen Spuren geschickt hat und das der Geschichte für ihn ein neues Gesicht gibt.

Nach der Lesung, erst kurze Stille, dann lauter Beifall. Inhalte und Autor machten auf das sehr durchmischte Publikum offensichtlich großen Eindruck. Im Anschluss ließ der Autor es sich nicht nehmen die gekauften Bücher zu signieren. Aber auch ohne persönliche Widmung scheint das Buch lesenwert und ist ab sofort in der Buchhandlung Micklich und bei anderen Buchhändlern ihres Vertrauens erhältlich.

„Gerdas Schweigen“ – Die Geschichte einer Überlebenden, erschienen im be-bra verlag, 16,90 €