Ministerbesuch in Strausberg - 06.02.2025 | Fotogalerie
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Ministerbesuch in Strausberg
Wohnen am Wald
Auf dem Alten Postgelände in Strausberg tut sich wieder etwas. Von Zeit zu Zeit berichteten wir bereits darüber. Das Gesamtensemble hat eine Fläche von etwa 30 Hektar und steht unter Denkmalschutz. Zu DDR-Zeiten war hier ein Telekommunikationsbunker mit Nebengebäuden bei dem rund 80.000 Tonnen Beton verarbeitet wurden. Um die 200 Personen fanden hier einen Arbeitsplatz.

Die Eigner wollen das Gelände für Kultur und Wohnen entwickeln. Begonnen wurde mit dem Aufbau des Theaters die Andere Welt Bühne, hier gab es 2017 die erste Premiere. Seitdem werden jährlich mehrere eigene Produktionen aufgeführt. Im Folgenden wurde eine Holzwerkstatt erschaffen, die auch die Drehbühne des Theaters produzierte.

Ende 2021 eröffnete die Gastwirtschaft Schmorpost, für die hier angebotene regionale Bio Kost konnten schon viele Stammgäste begeistert werden.

Nun startet die nächste Etappe: Der Bau von Wohnhäusern aus Kiefern vom eigenen Gelände. Auf dem Gelände herrscht in Bereichen Kiefer-Monokultur. Die Bestände sind um die einhundert Jahre alt, viel älter wird eine Kiefer in der Region nicht. Nach der Entnahme der Kiefern soll der Wald zu einem Laubmischwald entwickelt werden. Das Holz der Bäume wird in der angewendeten Technologie komplett verwendet, auch wenn sich am Rand krumme Kanten ergeben. Selbst die Sägespäne werden für die Dämmung verwendet.

Das Projekt beweist bereits Modellcharakter. Die Bearbeitung der Stämme erfolgt mit normalen einfachen Maschinen, die in kleineren Tischlereien (5 bis 10 Mitarbeiter) meist vorhanden sind. Die Stämme werden handwerklich mit relativ kleinen Sägen bearbeitet und zu Modulen zusammengefügt. Die Module kommen mit wenigen Holzquerschnitten klar. Trotz modularer Bauweise ist bei der Gestaltung der Häuser ein großer Spielraum vorhanden. Diese Technik kann auch sehr gut für geplante Aufstockungen genutzt werden.

Im Objekt wird die technische Gebäudeausstattung im Fußboden bzw. auf Putz (auf Wand) installiert. Eine Prämisse ist auch dass die Häuser ohne Bauschaum und derartigem Sondermüll komplett rückbaubar wären. Die Häuser sind für eine Lebensdauer von etwa 100 Jahren konzipiert. Die Wohnungsgrößen können sehr variabel gestaltet werden. Bisher gab es eine gute Nachfrage. Die Wohnungen der ersten zwei Bauabschnitte sind bereits vertraglich gebunden. Der Vertrieb der weiteren startet nach Fertigstellung des ersten Objektes. Derzeit entstehen 16 Doppelhaushälften, also 32 Wohnungen.

Anschließend gab es eine Podiumsdiskussion mit:
Matthias Merkle, Holzbauprojekt Altes Postgelände Strausberg
Manuel Ehlers, Triodos Bank
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Simona Koß, Bundestagsabgeordnete
Antje Borchardt, Bauprojekt Altes Postgelände Strausberg

Simona Koß führte die Diskussion. Matthias Merkle: Nachhaltiges Bauen muss nicht teuer sein, manchmal muss man einfach nur machen: Es ist viel Ausdauer nötig. Die Baugenehmigung für das Theater kam nach sieben Jahren, die der Schmorpost nach 3 Jahren und die für die Holzhäuser trotz einfachem Verfahren nach 1,5 Jahren.

Ehlers: Nachhaltig ist manchmal auch ganz alte Techniken neu zu reaktivieren.

Geywitz: Über Jahrhunderte wurde Baumaterial vor Ort gesucht und auch alte Objekte dafür verwendet. Im 20. Jahrhundert wurde das ressourcenraubende Bauen begonnen. Die CO2 Gesamtbilanz muss über die gesamte Lebensdauer und nicht nur in der Bauphase betrachtet werden. Dahingehend müssen die Baugesetze überarbeitet werden.




Wann: 06.02.2025 - 11:00 Uhr

die Andere Welt Bühne, Garzauer Straße 20,
Strausberg



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