Vom Chef der Produktivgesellschaft Dannenberg mbH, Jens Petermann wollten wir erfahren, ob er in diesem Jahr neue Projekte plant.
Herr Petermann, was gibt es Neues von der Milchtankstelle Dannenberg?
Wir befinden uns mit unserem Unternehmen mitten in einem Umbruch. Wir haben am 1. Juli 2017 begonnen unseren Betrieb umzustellen und arbeiten seitdem nach den Richtlinien der Biologisch-Dynamischen Landwirtschaft.
Was heißt das?
Wir stellen den Betrieb zum Demeterbetrieb um. Das ist ein Prozess, der ca. zwei Jahre dauert. Demeter ist einer von vielen Bio-Anbauverbänden in Deutschland. Vor der Entscheidung habe ich mich sachkundig gemacht. Bei diesem Verband geht es um ein geschlossenes Konzept, bei dem Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen als ein geschlossener Organismus betrachtet werden.
Hier gilt ein anthroposophischer Ansatz: Es geht um eine nachhaltige Bodennutzung und Tierhaltung ohne den Einsatz von naturfremden Stoffen. Ausgewogene Fruchtfolgen und Rückführung betriebseigener organischer Substanz erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens. Abgerundet wird dieses Konzept durch Beachtung von indirekten Faktoren (Sonnen- und Mondeinstrahlung, Magnetismus, d.h. Einfluss von Strahlung im allgemeinen)
Was bedeutet das für Ihren Landwirtschaftsbetrieb?
Wir verzichten freiwillig auf alle synthetisch hergestellten Stoffe - Chemikalien als Pflanzenschutz, in Tiermedizin sowie bei Düngung und Konservierung. Das sind am Anfang erst einmal große Einschränkungen. Wir erfahren viel mehr über das eigentliche Handwerk. Das Grundlagenwissen wird gefordert, neu gefestigt und ausgebaut. Wir werden fast ausschließlich mit Hilfe der Natur zum Erfolg kommen. Aber die Produkte sind deutlich hochwertiger und gesünder. Auch wenn die Erträge am Anfang erstmal sinken werden wir unsere Landwirtschaft somit langfristiger erfolgreich betreiben können ohne dass die Böden leiden.
Hat das auch Auswirkungen auf Ihre Rinder?
Ja natürlich, Seit 2017 verzichten wir komplett auf die Enthornung der Tiere. Dies wird in der konventionellen Landwirtschaft gemacht, um Verletzungen bei den üblichen Rangkämpfen und Platzverhältnissen zu vermeiden. Bei der Demeter Haltung geben wir den Rindern mehr Stall- und Freifläche.
Welche pflanzlichen Produkte erzeugt Ihr Unternehmen?
Von unseren Feldern ernten wir Pflanzen als Tierfutter. Die Tiere erhalten all das, was sie auch auf der Weide fressen würden. Sie erhalten artgerechte, natürliche Nahrung. Für den Verkauf gibt es Körnerfrüchte von Ölsämereien, Getreidefrüchte, Dinkel und Buchweizen.
Kommen Ihre Tiere auch auf die Weide?
Während der Vegetationszeit bekommen die Tiere täglich einen Weidegang. Dazu mussten wir einiges umorganisieren, denn zum Melken müssen die Tiere wieder rein.
Somit entfernen Sie sich von der üblichen Landwirtschaft?
Ja. Mir fiel es nicht schwer mich von der konventionellen Landwirtschaft zu verabschieden, weil sich die Böden hier immer weiter verschlechtern. Sie sind wegen des schwindenden Bodenlebens immer weniger in der Lage die ungesunden und synthetischen Dinge zu verarbeiten. Das Meiste kann nicht verstoffwechselt werden, landet in der Nahrung oder im Grundwasser.
In den ersten 20-30 cm des Bodens leben mehr Lebewesen als man sich vorstellen kann. Dieses empfindliche Ökosystem gilt es in Takt zu halten. Ein gesunder Boden kann die Pflanzen gut und natürlich versorgen. Mit intensiver Landwirtschaft wird das System gestört, Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger machen das System von Jahr zu Jahr instabiler. Nährstoffschieflagen im Boden übertragen sich auf die Pflanzen und können Unverträglichkeiten bzw. Allergien beim Verbraucher auslösen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, den Menschen etwas anzubieten, was den natürlichen Ursprung am nächsten kommt - das sind die Informationen die unser Körper braucht, um gesund zu bleiben.
Wie vermarkten Sie Ihre Produkte?
Wir verkaufen sie über unsere Milchtankstelle mit Hofladen in Dannenberg, einem Nachbarort von Bad Freienwalde unweit der B158. Die Rinder schlachten wir nach Bedarf. Unsere Kunden bestellen rechtzeitig und wenn die Menge für die Vermarktung eines Rindes erreicht ist, wird geschlachtet. Wir haben Verantwortung für das Tier auch über das Leben des Tieres hinaus und wollen möglichst alles verwerten!
Wir haben uns gegen die überregionale Vermarktung der Milch entschieden, weil wir die Milch unserem Kunden so anbieten wollen, wie er sie vom Tier bekommt, wenn er selber eins hätte. Und unser Preis ist fair. Ein Liter frische Milch kostet bei uns 1,20 Euro.
Was gibt es noch in Ihrem Laden?
Die Kunden erhalten hier hochwertige Waren zu einem fairen Preis. Über Fleisch und Milch sprachen wir ja bereits. Von unseren Feldern gibt es auch Öl (vom Raps), Getreide (Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Dinkel). Einige kaufen Korn und mahlenes für eigenes Brot. Ergänzend gibt es bei uns auch Produkte von Partnern. Von der Qualität der Produkte in unserem Sortiment sind wir überzeugt, weil wir diese auch selbst konsumieren. Ob Honig, Eier, Säfte, Nudeln, Senf, Kartoffeln, Äpfel, Käse oder Gewürze. Das ist schon eine ganze Menge geworden.
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