Was macht die beste Skispringerin Brandenburgs - 22.04.2025

Nachrichten
Was macht die beste Skispringerin Brandenburgs
eigentlich im Urlaub?

Bild:© Günter Grützner


Was macht die beste Skispringerin Brandenburgs eigentlich im Urlaub?

Haben Leistungssportler eigentlich auch Urlaub, das wird sich so mancher fragen. Die Antwort lautet: JA, auch Leistungssportler haben Urlaub. Für Wintersportler bedeutet das, zwischen dem Ende der Wintersaison im März und dem Beginn des Aufbautrainings im Mai sind im April „Ferien“. In dieser Zeit zwischen einem Keramikkurs an der Universität London und dem anstehenden Umzug von Oberhof nach Oberstdorf habe ich die Weltcupspringerin des Wintersportvereins 1923 Bad Freienwalde e.V., Alvine Holz, am Telefon erwischt und konnte ihr einige Fragen stellen.

Deine erste volle Weltcup-Saison ist vorüber. Welche sportliche Bilanz ziehst du für dich?
„Ich bin sehr zufrieden mit meiner ersten vollen Weltcupsaison, weil ich eben gar nicht erwartet hatte, dass ich den ganzen Winter über im Weltcup dabei sein darf. Die meisten Schanzen kannte ich noch nicht, was es oft nicht leicht gemacht hat, nach nur ein zwei Trainingssprüngen gleich einen Wettkampf darauf zu springen. Andererseits habe ich viele Erfahrungen für die nächste Saison sammeln können. Und auch unabhängig von den Schanzen war das meiste neu und aufregend, wie zum Beispiel die Reisen nach China und Japan. Diese vielen neuen Eindrücke und Reisen haben mich aber auch spüren lassen, wie anstrengend es ist, fast jedes Wochenende woanders auf der Welt Wettkämpfe zu bestreiten. Für Sprungtraining blieb zwischen den Wettkämpfen und Fahrten oder Flügen kaum Zeit, sodass es schwierig war, während der laufenden Saison an der Sprungtechnik oder der Kraftleistung zu arbeiten. Dadurch fühlte ich mich am Ende der Saison auch nicht mehr so fit wie noch im November und es fiel mir schwerer, regelmäßig Weltcuppunkte zu sammeln.“

Wenn du die letzte Saison noch einmal Revue passieren lässt, worauf hättest du gerne verzichtet?
„Ich hätte gerne auf den Sprung in Garmisch-Partenkirchen verzichtet, bei dem ich einen Sturz zwar verhindern konnte, aber die Wochen danach Schwierigkeiten hatte, mit vollem Selbstvertrauen zu springen. (Beim Weltcupspringen in Garmisch konnte Alvine einen schweren Sturz verhindern. Der Flug durch die Luft ließ aber nicht nur den Zuschauern das Herz stillstehen. Selbst die Fernsehkommentatoren vergaßen vor Schreck das Weitersprechen. Anm. Red.) Und auch die 10-15 stündigen Flugreisen nach China und Japan fand ich sehr anstrengend. Aber natürlich kann man darauf nicht verzichten, wenn man dort einen Weltcup springen möchte ;)“

Und worüber hast du dich am meisten gefreut?
„Ich habe mich immer dann besonders gefreut, wenn ich eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt habe. Das war zum Beispiel der 10. Platz nach dem 1. Durchgang in China oder meine erste Top 20 Platzierung in Japan.“

Du hast ja mit dem Skispringen beim WSV 1923 angefangen und springst ja nach wie vor für uns. Im Nachhinein, wie würdest du aus der Sicht einer Weltcupspringerin die sportliche Arbeit in Bad Freienwalde einschätzen?
„Ich glaube, in Bad Freienwalde wird gute Arbeit geleistet, denn in fast allen Altersklassen sind wir deutschlandweit erfolgreich und haben jetzt schon einige Sportler und Sportlerinnen an Sportschulen schicken können.“ (Alvines erster Wettkampfsprung war am 04.05.2019 in Rothenburg an der Saale als 14jährige. Da musste sie in einer Sonderklasse starten, weil sie für die gesprungene K 34 Schanze schon viel zu alt war. Anm. Red.)

Ich habe gelesen, dass du dich für ernste Musik interessierst. Wofür gilt dabei dein besonderes Augenmerk?
Ich interessiere mich für klassische Musik, weil ich selbst Cello und Klavier spiele. Wenn ich mal frei habe, ist das Musizieren eine meiner Hauptbeschäftigungen und auch auf langen Fahrten zu Wettkämpfen höre ich gerne klassische Musik.

Kannst du uns verraten, was deine nächsten sportlichen Ziele sind?
Ich freue mich jetzt erstmal auf den Sommer, weil ich dann in Ruhe trainieren und meine Technik verbessern kann. Und natürlich ist mein Ziel, gegen Winter wieder zum Weltcupteam zu gehören, um auf die Jagd nach neuen Bestleistungen zu gehen :)

Und zum Schluss eine etwas hypothetische Frage. Nehmen wir mal an, wir leben im Jahr 2035. Welches Resümee möchtest du dann über die dann vergangenen letzten 10 Jahre ziehen, sportlich und vielleicht auch persönlich?
Ich hoffe, dass ich dann sagen kann, dass ich gerne ins Jahr 2025 zurückreisen würde, um alles noch einmal zu erleben und zu genießen.

Und übrigens, die drei Wochen Urlaub hießen für Alvine Holz auch tatsächlich Urlaub vom Sport. Erst nach Ostern wird sie wieder mit dem Training am Stützpunkt angefangen. Wünschen wir ihr nach dem Umzug ins Leistungszentrum nach Oberstdorf, wo die gesamte Damen-Nationalmannschaft trainiert, dass sie sich in der kommenden Wintersaison noch weiter nach vorne von derzeit Rang 36 in der Welt springen kann. Und zuvor natürlich gute Ergebnisse beim Sommer Grand Prix.

Günter Grützner

Foto: Alvine Holz beim Inter-Continentalcup 2025 in Eisenerz © Günter Grützner
Quelle: Günter Grützner


» weitere Informationen

22.04.2025, Bad-Freienwalde


» Weitere Artikel des Veranstalters




Werbung
^